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FLÜGELALTAR IN DER FELSBERGER NIKOLAIKIRCHE 

Ein Schmuckstück und eine künstlerische Bereicherung für unsere Kirche!

Schauen Sie ihn sich gerne nach dem Gottesdienst einmal genauer an.

Weitere Informationen zum Flügelaltar finden Sie weiter unten.

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Erläuterungen zum Flügelaltar von Pfarrer Friedrich Werner

Mit beiden Adventsreliefs beginnt ein neues Kirchenjahr.

Maria und Gabriel

Der Engel Gabriel trifft Maria am Brunnen. Gabriel wird von Bildhauer Andreas Tollhopf ohne Flügel dargestellt, aber „transluzent“, das heißt, licht- und blickdurchlässig, um seine überirdische Herkunft zu verdeutlichen. Durch seinen Körper hindurch ist auf zarte Weise die galliläische Landschaft zu sehen. Biblische Engel übermitteln als Boten (!) Gottes Kraft und seinen Willen. Gabriels linke Hand weist mit dem zeigenden Finger auf diese Kraft Gottes, die Maria gelten wird. Gabriels rechte Hand hat empfangende Haltung. Beide Hände verkündigen Gottes Willen genauso wie es ein segnender Mensch in der Geste des Empfangens und Weitergebens tut. Marias Gesicht wendet sich sowohl dem Engel Gabriel, als auch den Strahlen des Geistes Gottes zu. Dazu legt sie ihre rechte Hand mit Erschrecken und Erstaunen auf ihre Brust: „Gilt diese Zusage wirklich mir?“

Maria zu Besuch bei Elisabeth

Die bereits im sechsten Monat schwangere Elisabeth steht auf der linken Seite, Maria rechts. Die offene Tür gibt den Weg in die Zukunft frei. Der Weg, sowohl ein Hinweg (Maria kommt zu Besuch), als auch ein Rückweg! Beide Frauen stehen mit je einem Fuß fest auf dem Boden, der ihr Leben und das ihrer zukünftigen Kinder trägt. Beide weisen mit dem je anderen Fuß spielend aufeinander zu, was ihre Verbundenheit zeigt. Elisabeths linke Hand ruht, das erwartete Leben erspürend, auf ihrem Bauch. Ihr leicht gesenkter Kopf schaut auf Marias Bauch und das werdende Kind in ihm.  Maria singt das Magnifikat in typischer Sängerinnenhaltung mit leicht erhobenem Kopf. Marias Lobgesang, gleichzeitig mit dankbarem Blick zum Himmel: „Mein Herz ist fröhlich im Herrn.“, hat Andreas Tollhopf als hebräische Poesie in Marias Muttersprache ins Holz graviert.

Die Adventsflügel werden zum entfalteten Weihnachtsaltar aufgeklappt. Er ist von Heiligabend bis zum letzten Sonntag nach Epiphanias zu sehen.

Die Hirten und der Engel

Die Hirten hüten auf dem Feld vor Bethlehem ihre Schafe. Der Bildhauer hat wieder den Botschafter des „Fürchtet euch nicht, … denn euch ist heute der Heiland geboren ..“ zentral auf einen Hügel –  lichtdurchlässig -  in die Landschaft am Rande der Wüste Juda gestellt und Bethlehem im Hintergrund angedeutet. Dem Glanz der Weihnachtsbotschaft verleihen Strahlen Wirkung. Noch fürchten sich die Hirten angesichts dieser himmlischen Erscheinung. Einer umklammert mit beiden Händen angsterfüllt seinen Hirtenstab, doch schon legt mit einer Geste des Trostes der andere Hirte seine linke Hand auf die Schulter des Furchtsameren, so als hätte er die Geburtsansage des Heilands schon erfasst und würde bald zum Aufbruch an die Krippe auffordern. Unmittelbar steht der Chorgesang vieler Engel bevor: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden, bei den Menschen seines Wohlgefallens.“

 

Die Krippe

Maria und Josef an und das Kind in der Krippe, „denn sie hatten sonst keinen Raum ..."!  Man sieht Josef in meditativer Hocke sitzen. Seine Arme fließen in die markanten Hände über. Die können arbeiten, wie Zimmermannshände arbeiten können. Hier ruhen sie auf den Knien. Der fliehen wollte, sitzt eng dabei. Das Kind hat Blickkontakt mit seiner Mutter Maria. Nichts stört diese lange Linie zwischen beiden Gesichtern. Die beiden geöffneten rechten Hände von Mutter und Kind „reden“ einander zugewandt. So hat Gott die Welt geliebt.

Klein in fernem Hintergrund die Felsburg und die zart auslaufende Hügellandschaft des Edertals. Die Weihnachtsgeschichte wird lokal beheimatet. Neben der Felsburg winkt die zu ihr gehörende legendäre „Schlüsselfrau“. Das Kind in der Krippe  hat der Prophet Jesaja vorausgesagt. Die gedrechselte Rose gibt Jes. 11,1 und dazu passend das Weihnachtslied „Es ist ein Ros‘ entsprungen wider. Die Rose steht wie der Weihnachtsstern am Himmel, das Kind in der Krippe ist unten zur Welt gekommen. Der Burglegende Sinn: Wer trifft die richtige Wahl zwischen irdischen Schätzen und Christus, als Rose der Erlösung?

Drei Weise finden den Weg nach Bethlehem. 

Der neugeborene König, der in die Welt geborene Gottessohn, ist in den Machtzentren der politischen Hauptstädte nicht zu finden. Die Weisheit verehrt ihn in unscheinbarer Gestalt, an unscheinbarem Ort. 

Drei weise Menschen stellt Andreas Tollhopf auf den Weg nach Bethlehem unter Führung des Sterns und vor der Bergwelt des nahegelegenen Bethlehem. Mit Sinn tragen sie keine Königskronen. Ihre Geschenke bergen sie symbolisch. Ganz einfach in Form von Kreis, Dreieck und Quadrat. Der Kreis steht für Gold, das Dreieck für Weihrauch, das Quadrat für Myrrhe. Warum? Gold symbolisiert den Ehrentitel Jesu, auch das Vollkommene, die Ganzheit, die geistige Welt und den Himmel. Das Dreieck birgt das Alles-Sehende Gottes und wurde später das Zeichen seiner Trinität. Das Quadrat, Symbol der Myrrhe steht für Jesus, den heilenden Menschen, denn vom Myrrhestrauch wurde das Heilmittel geerntet. Sind die Drei überhaupt Träger oder nicht vielmehr Trägerinnen der Geschenke gewesen? Diese Drei können Betrachtende auch androgyn verstehen. Im alten Orient war gängige Praxis: Neugeborene zu besuchen und zu beschenken: Angelegenheit von Frauen! Männer sind für Kindbettbesuche eigentlich nicht bekannt.

 

Der Altar wird zugeklappt und mit geschlossenen Flügeln um 180° gedreht.

 

Von den Sonntagen vor der Passionszeit bis zum Karsamstag sind die Reliefs der beiden Sakramente Abendmahl und Taufe zu sehen. Neben möglichen Taufen auch in der Passionszeit steht in ihr das Abendmahl im Blickpunkt.

 

Gründonnerstag, der Tag seiner Einsetzung! Das Relief zeigt Jesu Abendmahl vor seinem Tod im Kreis der Jünger. Unter den zwölf Jüngern neigt einer seinen Kopf an Jesu Brust, vielleicht Johannes, der Lieblingsjünger genannt. Alle übrigen wenden ihre Gesichter Jesus zu. Eine Ausnahme: Oben links schaut ein Jünger aus der Abendmahlsrunde heraus in die Ferne. Ist es Judas? Besonders markant, wie so oft in den Reliefs, die Hände, einmal vier Jüngerhände, von denen zwei auf die Hände Jesu zeigen, die gerade das Brot brechen. Eine dritte liegt freundschaftlich auf der Schulter des Lieblings-jüngers und eine vierte erhebt den Zeigefinger: Ein Hinweis auf die Bedeutung des Abendmahls?

Man beachte auch das Kreuz, das über dem Altar ganzjährig den Karfreitag erinnert.

Beide Flügel werden am Ostersonntag (bei Osternacht innerhalb ihrer Feier) aufgeklappt. Zu sehen ist der entfaltete Oster- und Pfingstaltar bis einschließlich Sonntag Trinitatis

Das leere Grab

Im kleinen Osterrelief stellt Andreas Tollhopf im Rund des Medaillons die Übermannshöhe der Grabhöhle vor Augen. Er lässt die Betrachtenden  mittendrin stehen und von der Stelle aus, wo man Jesu Leichnam gebettet hatte, durch den großen Eingang, beziehungsweise Ausgang des Grabes, in die Ferne blicken. Nur angedeutet:  Der beiseite gewälzte Stein. Die Auferstehung ist geschehen! Im Grab nur noch Leere! Des Bildhauers einmalige Idee, die Betrachtenden nicht in das Grab hineinsehen zu lassen, sondern aus ihm heraus!

Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus und Salome fliehen in Zittern und Entsetzen vom leeren Grab weg.  Hände und Arme ausdrucks-stark! Die dem Grabausgang noch am nächsten mit hängenden Armen und Händen. Die mittlere muss zwingend ihre Arme vor der Brust verschränkt und eng an den Körper gepresst haben, denn man sieht von hinten nur noch ihre Finger. Das volle Zittern und Entsetzen drückt die Körpersprache der schon am weitesten vom Grab entfernten Frau aus. Ihre steil aufgestellten, ja auf dem Kopf verkrampften Finger, sprechen die Sprache des Schreckens. Dass der verschlungene Weg in die Zukunft, der noch vor ihnen liegt, ein guter werden wird, ist hier noch nicht an der Reihe. Der Bildhauer drückt blankes Entsetzen aus.

Das Osterfrühstück am See Genezareth

Sechs Jünger und Jesus sind in Lebensgröße dargestellt. Nur einer birgt verkleinert im Hintergrund das prall gefüllte Fischnetz. Kohlefeuer am Strand und Schiff auf dem See nur klein, aber deutlich! 

Hände und Füße, sowie Brot und Fisch von Jesus dargereicht, fallen ins Auge. Seine Beine, die durch eine ganz zarte Art und Weise durch sein Gewand schimmern, lassen den Stoff wie aus Seide erscheinen. Bemerkenswert, fast vornehm, die Fingerhaltung eines Jüngers mit dem Stück Brot. Das Osterfrühstück am See gleicht einem Abendmahl.

Nach völlig vergeblichem Nachtfang kehren die Jünger, Fischer ihr erlernter Beruf, ans Ufer des Sees Genezareth zurück. Am Ufer steht einer, aber sie erkennen ihn nicht. Der ruft ihnen eine Frage zu, die sie ob ihres Misserfolgs der nächtlichen Arbeit hätte zornig machen können: "Kinder, habt ihr nichts zu essen?" Die Antwort lautet kurz und knapp: "Nein." Er weiß es besser: "Werft das Netz noch einmal aus, ihr werdet fangen." Sie tun es und fangen gewaltig. Da erkennen sie: "Es ist der Herr!" Petrus springt ins Wasser, Jesus entgegen zu eilen. Die anderen kümmern sich erst einmal um Boot und Netz. Als alle an Land sind, ist das Frühstück fertig: Kohlefeuer, Brot, Fisch. Sie wissen, wer Gastgeber ist. Jesus nimmt das Brot und gibt es ihnen und desgleichen, nein, keinen Wein, sondern die Fische. Fisch auf Griechisch ein Wortspiel: Jesus ist der Christus und als Sohn Gottes der Retter.

Pfingsten, einschließlich Trinitatissonntag: Der Heilige Geist in Gottes Schöpfung

Andreas Tollhopf hat die Erde mit einer schützenden Haut umgeben. Wie sie von der sie bewahrenden Hülle, der Atmosphäre, umgeben ist, so umweht sie seit Jesu Auferstehung der Heilige Geist.

In feinster Detailarbeit hat der Bildhauer Symbole des Heiligen Geistes gestaltet. Zu sehen sind der vom Heiligen Geist beseelte Mensch, deshalb mit Heiligenschein und das Dreieck der Trinität. Außerdem die Dreieinigkeit in drei unübersehbaren Kreisen! Von außen nach innen: Vom Geist umhüllt, unser belebter Planet, das Rund unserer Erde selbst und der Heiligenschein im Zentrum! Früher war der Sonntag Trinitatis, der Sonntag nach Pfingsten ein hoher Feiertag. Jedes Glaubensbekenntnis seit des apostolischen ist stets ein trinitarisches und bekennt Gott, den Schöpfer, Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn und den Heiligen Geist. Übrigens lauten die sieben Gaben des Heiligen Geistes: Weisheit, Verstand, Rat, Stärke, wissenschaftliche Erkenntnis, Frömmigkeit und Gottesfurcht.

Die Flügel der Oster- und Pfingstzeit werden ab 1. Sonntag nach Trinitatis zugeklappt. Zu sehen sind bis einschließlich Toten- und Ewigkeitssonntag wieder die Reliefs Taufe und Abendmahl

Jeder Trinitatissonntag hat sein eigenes Thema. Der 6. erinnert die Taufe. Das Abendmahl bereichert jeden Festgottesdienst, darunter in dieser Zeit ganz bestimmt das Erntedankfest.

Jesu Taufe am Jordan

Eine Taufschale definiert den Täufer Johannes. Auf der anderen Uferseite hat Andreas Tollhopf textgetreu aufgenommen, dass bei Jesu Taufe viele Menschen anwesend waren. In Reduzierung hat er sich für eine Frau, einen Mann, einen Jugendlichen und ein Kind entschieden, was sowohl eine Familie, als auch die Anwesenheit aller Generationen bedeuten  kann. Jesus ist in den Fluss Jordan gestiegen und Johannes tauft ihn. Jesus fühlt den Himmel offen und hört im Symbol der Taube die Stimme Gottes: „Dies ist mein lieber Sohn…“

Der Altar wird mit geschlossenen Flügeln ab 1. Advent um 180°gedreht. Ein neues Kirchenjahr beginnt.

Bildhauer Andreas Tollhopf hat alle Motive der 10 Reliefs negativ ins massive Eichenholz graviert. Bei geeigneter Beleuchtung erscheinen die Motive positiv. Bei Tageslicht kann während der Betrachtung ein optischer Umspringeffekt eintreten. Die Fahrbarkeit sowie die Klapp- und Drehtechnik hat Kunstschmiedemeister Michael Possinger gebaut. Die Grundidee des Felsberger Flügelaltars entwarf Pfarrer Friedrich Werner und viele Motivideen stammen von ihm, vom Bildhauer und von zahlreichen Menschen aus der Gemeinde. Man kann von gestalterischer Teamarbeit sprechen.

Wertvoller Begleiter durchs Kirchenjahr

Felsberger Flügelaltar ist fertig – Sonntag Gottesdienst in der Nikolaikirche

Von Manfred Schaake (Januar 2023)

Felsberg  Christen und Kunstinteressierte dürfen sich freuen: Der Flügelaltar in der Felsberger Nikolaikirche ist fertig. Aus diesem Anlass lädt die evangelische Kirchengemeinde Felsberg und Böddiger für Sonntag, 15. Januar, ab 17 Uhr in die Kirche ein. Pfarrerin Vanessa Damm wird den Gottesdienst halten. Sprechen werden auch der Kasseler Bildhauer und Architekt Andreas Tollhopf, der das Kunstwerk geschaffen hat, und der Pfarrer im Ruhestand Friedrich Werner, einer der Initiatoren und Förderer des Kunstwerks. Es wurde ausschließlich aus Spenden finanziert. Weit über 20 000 Euro kamen zusammen. Entstanden ist der Flügelaltar aus einem halben Kubikmeter Eichenholz. Die Arbeitsstunden hat Tollhopf nicht gezählt.

Zwei Großreliefs im Zentrum sowie acht kleine Reliefs als Flügel führen jetzt „künstlerisch wertvollst und ganzjährig wechselnd“ durch die sieben Kirchen-Jahreszeiten. So hatten es Tollhopf und Werner bereits vor zwei Jahren formuliert. Damals war die Fertigstellung für Weihnachten 2021 angekündigt worden. Das ließ sich aber nicht verwirklichen. Um so glücklicher ist man jetzt über das fertige Werk in der bis zum 2. Februar dauernden Weihnachtszeit.

Denn der Flügelaltar ist eng mit der Weihnachtszeit verbunden. Erstmals zu sehen war das Weihnachtsrelief mit Maria, Josef und dem Christuskind Weihnachten 1998. Zum Pfingstfest 2017 hatte Tollhopf sechs von zehn Reliefs geschaffen.

Das nunmehr vollendete Weihnachtsrelief steht im Mittelpunkt des Gottesdienstes am kommenden Sonntag, und es wird noch bis Ende Januar zu sehen sein. Der Flügelaltar kann immer nach den Gottesdiensten

besichtigt werden. Felsbergs neue Pfarrerin Vanessa Damm sagt im HNA-Gespräch: „Ich freue mich sehr darüber, dass wir als Kirchengemeinde etwas Besonderes und Einmaliges in unserer Kirche haben dürfen – ein wertvoller Begleiter durchs Kirchenjahr, bei den Gottesdiensten, aber auch zur persönlichen Betrachtung.“

Der Flügelaltar rege zum Nachdenken an und ermögliche allen einen genaueren Blick auf das Kirchenjahr und die Themen, die im Gottesdienst im Zentrum stehen. Damm: „Für mich zeigt sich das besonders in den neuen Advents- und Weihnachtsflügeln. Advent und Weihnachten wird oft gleichgesetzt, aber die Adventszeit bereitet uns auf Weihnachten vor.“ Im Advent sind die beiden Flügel geschlossen. Zu sehen ist Maria, die erfährt, dass sie ein Kind bekommen wird. Auf dem anderen Flügel sind Maria und ihre Verwandte Elisabeth dargestellt. Szenen, die noch nicht die Geburt Jesu im Stall zeigen, sondern das, was davor geschehen ist.

„Der Flügelaltar geht mit den verschiedenen Zeiten im Jahr und Kirchenjahr mit, ein Schwerpunkt liegt sicherlich auf der Oster-, Advents- und Weihnachtszeit“, erläutert die Pfarrerin. Sie finde es sehr passend, dass die Flügel nicht immer geöffnet seien und somit der Altar auch zu gewissen Zeiten kleiner sei: „Auch in unserem Leben ist nicht immer alles groß und prächtig.“ Der Flügelaltar, so die Pfarrerin, lade dazu ein, ihn von der Kirchenbank aus zu betrachten, aber besonders auch, näher heranzutreten – nach den Gottesdiensten. Damm: „Oft sieht man kleinere Details erst beim genaueren Hinsehen oder auch erst auf den zweiten Blick.“ Es gefalle ihr sehr gut, dass die Gemeinde auch beim Kirchenkaffee im Altarraum so nah am Flügelaltar sei, „er wird eingebettet ins Gemeindeleben und in die Gemeinschaft“.

Lange Vorgeschichte – fehlende Krippe ein Defizit

Der Flügelaltar hat eine lange Vorgeschichte. 1996 kam man beim Schmücken der Kirche für das Weihnachtsfest in einer größeren Runde helfender Christen auf die Idee, eine Weihnachtskrippe anzuschaffen. Das Fehlen einer Krippe wurde als „wirkliches Defizit“ empfunden. Im April 1997 beschloss der Kirchenvorstand offiziell die Anschaffung einer Weihnachtskrippe. Andreas Tollhopf stellte im September 1997 eigens modellierte Krippenfiguren vor, „die alle auf den ersten Blick sehr gefielen“, wir in der Chronik festgehalten ist. Und: Niemandem schwebte etwas anderes als eine figürliche Krippe vor, und dem hatte sich auch der Holzbildhauer angepasst.

Pfarrer Friedrich Werner stellte dem Bildhauer dann Reliefarbeiten auf Eichenholzbalken vor – ein zwei Quadratmeter großes Relief könnte wie ein Antipendium vor dem Sandstein-Altar stehen [Anmerkung: Andreas Tollhopf stellte  dem Kirchenvorstand die Idee vor, das Weihnachtsrelief auf Eichenholzbalken zu fertigen.].  Im Kirchenvorstand fiel im März 1998 die Entscheidung zugunsten des Weihnachtsreliefs. Und das konnte man Weihnachten 1998 erstmals bewundern. Schon damals waren viele Kirchenbesucher begeistert, berichtete unsere Zeitung.

Und schon bald reifte die Idee, auf der Rückseite der starken Eichenbohlen das Osterrelief zu schaffen. Der damalige Pfarrer stellte sich vor, das Relief drehbar zu erhöhen, hinter dem Altar zu platzieren und die großen Reliefs links und rechts mit vier halb so großen Seitenflügeln zu ergänzen, die – vorder- und rückseitig bearbeitet – klappbar sind. Es entstand das, was zum gelungenen Flügelaltar wurde – Reliefs, die zu jeder Zeit des Kirchenjahres passen. Und das funktioniert künftig so:

O Adventszeit . Am 1. Advent eröffnet der Flügelaltar das neue Kirchenjahr. Zu sehen sind die beiden Adventsreliefs Maria und der Engel Gabriel am Brunnen von Nazareth und Marias Besuch bei Elisabeth (Lukas 1).

O Weihnachts- und Epiphaniaszeit. Die beiden Adventsflügel werden aufgeklappt und geben das große Weihnachtsrelief und die beiden kleinen Weihnachtsreliefs zum entfalteten Hochaltar frei (Lukas 2, Matthäus 2).

O Passionszeit. Nach dem letzten Sonntag der Epiphaniaszeit wird der weihnachtliche Hochaltar zugeklappt und um 180 Grad gedreht. Zu sehen sind dann die Flügel Taufe und Abendmahl. In der Passionszeit sind dann das Gründonnerstags-Abendmahl (Karwoche) und Jesu Taufe am Jordan – am 6. Sonntag nach Trinitatis – und somit die beiden Sakramente die längste Zeit im Kirchenjahr der Gemeinde zugewandt (Markus 14 und Markus 1). Auf weitere Motive der Passion wurde laut Pfarrer Werner bewusst verzichtet, weil über dem Altartisch und dem Flügelaltar das Holzkreuz mit dem Korpus aus dem Jahre 1972 über allem „schwebt“. Dieses Kreuz mit Christus schuf der Bildhauer Lorenz Buchner in Peiting in Oberbayern.

O Oster- und Pfingstzeit. In der Osternacht – nach der Tauferinnerung – werden die Flügel Taufe und Abendmahl aufgeklappt und geben die drei Reliefs des öster- und pfingstlichen Hochaltars frei. Dann sind die beiden Osterreliefs der Jerusalemtradition, das leere Grab, und der Galiläatradition, Ostermahl am See Genezareth, sowie das symbolreiche Pfingstrelief zu sehen. Dieser Hochaltar bleibt während der gesamten Oster- und Pfingstzeit geöffnet und wird erst am ersten Sonntag nach Trinitatis für die Reliefs Taufe und Abendmahl wieder zugeklappt (Markus 16, Johannes 21, Apostelgeschichte 2).

Weit über 20 000 Euro sind inzwischen gespendet worden. Besonders dankbar sind Werner und Tollhopf dem Team, das vor drei Jahren den jüngsten Spendenaufruf auf den Weg gebracht hatte: Dietrich und Renate Bürger, Elfriede Linne, Kira Wienforth, Sabine Gluth, Friedel Voß, Ilse Seifert und Erika Minhöfer.  m.s.

Das sagt Friedrich Werner: Froh und glücklich

„Ein hervorragendes Kunstwerk, es ist für mich das schönste Weihnachtsgeschenk“, sagt Pfarrer im Ruhestand Friedrich Werner, der Initiator des Flügelaltars. Froh und glücklich sei er auch über die mehr als 20 000 Euro Spenden in der Schlussphase. Das sei der Beweis dafür, dass die Gemeinde den Flügelaltar angenommen habe: „Er ist wunderbar geworden.“  m.s.

Das sagt Andreas Tollhopf: Es hat richtig Spaß gemacht

„Ich habe mit großer Freude daran gearbeitet, es hat richtig Spaß gemacht, ein ganz anderes Arbeiten als auf Baustellen“, sagt Andreas Tollhopf. Das Projekt sei im Laufe der Jahre vom Antipendium zum Flügelaltar gewachsen: „Dazu gehört auch ein Reifeprozess, auch wenn es fast 25 Jahre gedauert hat. Ich bin sehr dankbar für die Geduld der Felsberger und die breite Unterstützung.“m.s.

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